Das Gehirn
»Denn es ist nicht genug, einen guten Kopf zu haben, die Hauptsache ist, ihn richtig anzuwenden.« René Descartes
Das Gehirn ist ein überaus veränderliches Organ. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von der Neuroplastizität des Gehirns. Gemeint ist damit, dass sich die Nervenzellen und ihrer Verbindungen organisieren nach den Reizen der Außenwelt. Das fängt mit der ersten Stunde des Lebens an. Ein Säugling beispielsweise kann noch nicht richtig sehen. Erst durch die Einwirkung von Hell und Dunkel, von Farben und Kontrasten bildet sich das Sehen. Diese Eigenschaft des Gehirns, gewissermaßen sich an physikalische Erfordernisse des Lebens anzupassen, begleitet uns das ganze Leben. Wer Klavier spielt, kann ein Lied davon singen: spielt man nicht kontinuierlich, verliert man nach und nach die Brillanz dieser wunderbaren Fertigkeit. Und selbst im letzten Lebensabschnitt, wenn im hohen Alter das Gehör nachlässt und kein Hörgerät benutzt wird, verlieren Senioren die Fähigkeit, feine Laute zu unterscheiden. Weil das Gehirn in diesem Bereich keine Reize bekommt, sieht es keine Notwendigkeit, dieses Potenzial aufrecht zu erhalten. Es arbeitet in gewisser Weise ökonomisch. Die Neuroplastizität des Gehirns ist also Fluch und Segen zugleich.