Martin Zang

Kriminialität und Rückfallprognose

»Das Leben kann nur in der Schau nach rück­wärts verstanden, aber nur in der Schau nach vor­wärts gelebt werden.«  Sören Kierkegard

Jede empi­ri­sche Wis­sen­schaft benö­tigt Theorien und Model­le, auf denen die For­schung aufbaut.

War­um zei­gen eini­ge Men­schen kri­mi­nel­le Ver­hal­tens­mus­ter, andere nicht? Diese Fra­ge lässt sich nicht rest­los zufrie­den­stel­lend beant­wor­ten, denn es gibt nicht die EINE Theo­rie. Zu bedenken ist, dass die Psycho­logie – und hier im Spe­zi­el­len die Kriminal­psychologie – eine empi­ri­sche Wis­sen­schaft ist, die stark inter­disziplinär ausgerich­tet ist. Daher exis­tie­ren unter­schiedliche wis­sen­schaft­li­che Model­le, die kri­mi­nel­les Ver­hal­ten zu erklä­ren versuchen.

Wann werden Men­schen (wie­der) kri­mi­nell?
Selbst von den renom­mier­tes­ten Öko­no­men sind Wirtschafts­prognosen in die wei­te­re Zukunft hin­ein von gro­ßer Unsi­cher­heit gekenn­zeich­net. Eben­so die Meteo­ro­lo­gie: die Genau­ig­keit von Wet­ter­vor­her­sa­gen nimmt rapi­de ab, je weiter in die Zukunft prog­nostiziert wird. Glei­ches gilt in der Kriminal­psychologie. Krimi­nalitäts- und Rückfall­prognosen sind umso schwie­ri­ger, je weiter sie in die Zukunft rei­chen (sol­len). Dies hängt damit zusammen, dass mensch­liches Ver­hal­ten von sehr vie­len Faktoren und einem kom­ple­xen Wech­sel­spiel beein­flusst wird.

Die For­schung hat in unzäh­li­gen Unter­suchungen nach­ge­wie­sen, dass Vor­her­sa­gen, die sta­tis­ti­sche Daten als Grundlage neh­men, der kli­nischen Ein­schät­zung über­le­gen sind. Jedoch hat die rein sta­tis­ti­sche Begrün­dung metho­di­sche Nachteile und es wäre zu kurz gegrif­fen, eine Pro­gno­se ausschließlich auf statistischer Daten­ba­sis zu begrün­den. Fer­ner wür­de dies einem humanistischen Men­schen­bild (das natürlich auch für Straf­tä­ter gilt) widersprechen. 

Es müs­sen also zusätz­lich zum sta­tis­ti­schen Pro­fil auch individuelle Aspek­te berück­sichtigen werden. Daher ist die Straftäter­begutachtung, an deren Ende eine prog­nostische Ein­schät­zung steht, ein Vorgehen auf meh­re­ren Ebenen. 
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